Mit 30 Jahren schon die erste Hüft-OP
Eine Patientin mit Schmerzen in der Hüfte kam zu mir und erzählte ihre Geschichte. Sie war gerade erst 30 Jahre alt und hatte schon eine Hüft-OP hinter sich, also kam mit einem künstlichen Hüftgelenk. Nun schmerzte auch die andere Hüfte und die Röntgenaufnahmen, die sie mitbrachte zeigten deutlich Arthrose auf. Eine Ursache dafür war bisher nicht bekannt. Da sie sich aber nicht noch einmal dieser Tortur einer OP unterziehen wollte, war sie mehr als bereit, sich eventuelle seelische Hintergründe für ihr Hüftleiden anzuschauen. Sie konnte sich gut vorstellen, dass ihr Körper ihr mit seiner Reaktion, mit der Erkrankung etwas sagen wollte, eine Mitteilung für sie hatte. Ich machte ihr Mut, ihrer inneren Stimme zu vertrauen. Ich denke, dass unsere innere Stimme, direkt mit unserer Körperweisheit verknüpft ist. Sie kann sich über unsere Gedanken, unsere Träume, Emotionen und ganz besonders über unser Körpergefühl äußern. Und sie ist unsere Vertraute auf dem Weg in Richtung Gesundheit. Unsere innere Stimme ist etwas ganz Natürliches, sie gehört einfach zu uns und ist unsere innere Weisheit.
Leider haben viele von uns gelernt, wegzuhören, wenn unsere innere Stimme zu uns spricht, oder sie so vom Körper abgespalten, dass wir sie gar nicht mehr wahrnehmen. Zum Beispiel gibt der Körper durch Müdigkeit und einem Gefühl von Erschöpfung das Signal, dass es Zeit ist für uns, uns auszuruhen, aber das geht gerade nicht, weil die Kinder zum Sport gefahren werden müssen oder der Chef dringend den Bericht bis heute Abend fertig hätte. Wir haben Spannungskopfschmerzen, weil wir seit Stunden in einem Meeting sitzen, aber anstatt nach dem Meeting einen Spaziergang an der frischen Luft zu machen, hetzen wir zum nächsten Termin. Eigentlich ist uns zum Heulen zu mute, ein Seelenschmerz bricht auf, aber wie immer setzen wir unsere ‚alles-ist-gut‘ Maske auf.
So lernen wir immer weiter die Signale unseres Körpers auszublenden und unsere Körperweisheit zu ignorieren. Es geht sogar so weit, dass bedingt durch unsere Umwelt, wir inneren Schmerz für nicht normal halten. Der Schmerz muss weg. Und wenn ich ihn nicht verleugnen kann, dann nehme ich doch lieber Medikamente, um ihn nicht mehr zu fühlen. Das kann bis hin zur Sucht führen: Alkohol oder Psychopharmaka sind da besonders beliebt. Dabei ist der Schmerz nur der Botschafter. Er will uns sagen: ‚Hey, hier ist etwas nicht in Ordnung. Und weil Du meine ‚leisen‘ Signale nicht beachtest hast, muss ich jetzt lauter werden.‘ Viele Erkrankungen sind das Ergebnis von jahrelang unterdrückten Gefühlen und Körpersignalen. Wir haben vergessen, auf die Weisheit unserer inneren Stimme und des Körpers zu hören.
Über Techniken aus dem Familienstellen und Körperwahrnehmungsübungen könnte diese Patientin sehen und spüren, dass hinter dem Hüftgelenksschmerz die Angst vor Veränderung stand. Es war der Zwiespalt zwischen ‚Ich möchte etwas Neues‘ und ‚Ich habe Angst vor dem Neuen‘. Gelenke an sich haben immer mit Beweglichkeit zu tun. Hier ging es um die Beweglichkeit im übertragenden Sinne. Um den nächsten Schritt, der für sie anstand. Und in ihrem speziellen Fall war es der Schritt in eine berufliche Veränderung, in eine Berufung, die ihr sehr am Herzen lag.
Herzlichst,
Ihre/Eure Petra Hornung